Schulung Casino Mitarbeiter

Alle Mitarbeiter, welche entweder Gästekontakt haben oder anderweitig Informationen zur Früherkennung von Problemspielern beitragen können, werden ihrer Position entsprechend geschult. Ihre Aufgabe ist es, die Wahrnehmungen und Beobachtungen zu kommunizieren.

 

Die Grundschulung verbindet Fachwissen aus der Psychologie mit dem Erfahrungswissen der Mitarbeiter. Dabei werden die Kriterien zur Früherkennung in die, im Spielbetrieb sichtbaren Verhaltensweisen übersetzt und in den Verlauf einer Spielerkarriere eingeordnet. Die Mitarbeiter erfahren, welchen Stellenwert ihre Mitarbeit in dem Konzept hat und sie lernen, wie sie Beobachtungen sinnvoll weitergeben.

Einflussfaktoren auf einen Casinomitarbeiter

Es gibt, wie das Schaubild zeigt, sechs Einflussfaktoren, die den Mitarbeiter einer Spielbank betreffen. Der Croupier ist durch seine besondere Rolle und heute auch immer noch durch das Bezahlungsystem,  den unterschiedlichen Erwartungen am stärksten ausgesetzt, deshalb wird das Schaubild für diese Berufsgruppe der Spielbank erklärt.
Da sind als erstes die eigenen Erwartungen an einen Beruf den man ausübt. Der Aspekt ist wenig befriedigend, weil die Arbeit kaum Platz für individuelle Gestaltung lässt. 

Des Weiteren gibt es eine Erwartung in Bezug auf den Verdienst, der, genauer betrachtet ebenfalls durch das Spiel „ausgelost“ wird, wie der Gewinn des Gastes. Ermittelte Zahlen, mit vielen Jetons darauf bescheren beiden Seiten einen Gewinn. So ist auch die eigene Leistungsbeurteilung diesem Prinzip unterworfen. Der Croupier weiß nie, wann er gut gearbeitet hat, da dies nicht von der Leistung abhängt, sondern von der Zufriedenheit des Gastes. Der Gast ist aber zufrieden, wenn er gewinnt und darauf hat der Croupier, mit seiner Arbeitsleistung, zum einen keinen Einfluss und zum anderen ist die Zufriedenheit des einen Gastes der Verlust des anderen Gastes.

 

Am stärksten ist ein Croupier, erstmal, wie in anderen Dienstleistungsberufen auch, den Erwartungen des Gastes ausgesetzt. Das Problem, welches sich ergibt, dreht sich erneut darum, dass der Einfluss, von dem der Gast aber immer wieder annimmt, dass der Croupier ihn auf den Spielverlauf hat, nicht existiert. Der Gast versucht auf unterschiedlichsten Wegen mit dem Croupier in Kontakt zu kommen, er fordert ihn raus: „Mal sehen, ob Sie diesmal treffen.“, oder er nimmt ihn als Informant: „ Was kommt denn als nächstes? Sagen sie mal eine Zahl, ich setze für die Angestellten ein Stück mit.“, wobei der zweite Satz eher unter die Bestechungs- und Verbrüderungstaktik fällt. Möglicherweise droht der Gast sogar. „ Wenn Sie jetzt nicht treffen, komme ich hier nicht mehr her. Von mir gibt es kein Stück mehr für die Angestellten“, oder beschimpft den Mitarbeiter: „ Sie treffen ja nur die leeren Zahlen. Ist doch eine „Scheißhand“! Chef - Handwechsel!“**.

** Die Äußerungen stammen aus dem Arbeitsalltag des Spielbetriebes und sind eigene Erfahrungen, während meiner 15-jährigen Berufstätigkeit am Spieltisch.

 

Die Kollegen haben mit ihren Erwartungen ebenfalls einen großen Einfluss auf den Croupier, da sie immer daran interessiert sind, dass möglichst die „guten“ Zahlen, die, auf denen viel Geld liegt getroffen werden, um am Ende des Monats einen guten Tronc zu haben.

 

Bisher gehen die Erwartungen in eine ähnliche Richtung. Sie betreffen alle das Partizipieren am Gewinn des Gastes. Es gibt aber diesbezüglich noch eine andere Ausrichtung, die von dem Betreiber der Spielbank ausgeht. Er will das Einspielergebnis möglichst hoch sehen, d.h. es geht diesmal um das Geld, welches der Gast verliert. Mit diesem Geld werden die Existenz der Spielbank und ihrer Arbeitsplätze gesichert.

 

Die Umwelt, womit neben der Öffentlichkeit, auch die Familie und Freunde gemeint sind, erwartet wieder anderes von dem Croupier. Die Öffentlichkeit erwartet ein bestimmtes Bild erfüllt zu bekommen, welches sie von den Mitarbeitern einer Spielbank hat. Er soll souverän, integer, und korrekt sein aber dabei auch etwas Schillerndes haben, wie man es aus den Medien kennt. Für seine Familie und Freunde soll er da sein und mit ihnen etwas unternehmen, wobei die Arbeitszeiten des Casinomitarbeiter dies fast ausschließen.

 

Abschließend sei noch die neue Erwartung des Gesetzgebers, in Gestalt des Sozialkonzeptes genannt, die denen des Betreibers, der Kollegen und der eigenen Person entgegen zu stehen scheint.

Auf den ersten Blick wirkt es so, als ob sich die Erwartungen zum Teil widersprechen, aber vielleicht ist genau das der Motor für das System. Der Croupier ist aus persönlichen Gründen daran interessiert, das Geschäft permanent anzukurbeln. Er ist sozusagen Unternehmer im Unternehmen.

 

Wie bereits eingangs erwähnt, gibt es nicht viele Quellen, die Aussagen über den Beruf des Spielbankmitarbeiters treffen, so dass zwei kleinere Untersuchungen, die im Rahmen des Psychologiestudiums mit dem Schwerpunkt Arbeit und Organisation durchgeführt worden sind, wertvolle Auskünfte über die Tätigkeit aus Sicht der Mitarbeiter geben.

 

©Auszug aus meiner Diplomarbeit, Personalschulung in Spielbanken zur Prävention und Erkennung von Spielsucht, 2003, Universität Bremen